Das Leo Baeck Programm

„Jüdisches Leben in Deutschland – Schule und Fortbildung“

Das nach dem bekanntesten Vertreter des liberalen deutschen Judentums benannte Leo Baeck Programm besteht seit Ende 2005 und geht auf eine gemeinsame Initiative der Freunde und Förderer des Leo Baeck Instituts e.V., der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ sowie der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung zurück.

Inhaltlich widmet sich das Leo Baeck Programm der Aufgabe, die Vermittlung der deutsch-jüdischen Geschichte im Schul-Curriculum zu fördern. Deutsch-jüdische Geschichte im Unterricht wird heute immer noch als Opfergeschichte im Kontext des Holocaust wahrgenommen. Diese Perspektive übersieht den aktiven Beitrag vieler Juden zur kulturellen, politischen und wirtschaftlichen Entwicklung Deutschlands, die sich in den Biographien bedeutender Persönlichkeiten wie Moses Mendelssohn, Rahel Varnhagen, Kurt Weill, Walther Rathenau oder Ignatz Bubis spiegelt.

Das Leo Baeck Programm unterstützt Projekte, die einen integrativen Ansatz verfolgen: Jüdische Geschichte soll als integraler Bestandteil der deutschen Geschichte vermittelt werden. Juden werden somit als Akteure und Mitgestalter der Moderne innerhalb historischer Prozesse begreifbar und nicht mehr ausschließlich als Objekte, Verfolgte und Opfer derselben dargestellt. Ergänzend zu diesem ersten Perspektivwechsel historischer Betrachtung kann deutsche Geschichte ebenso als Form der integrierten Geschichtsschreibung an jüdischen Beispielen erzählt werden. Betrachtet man mit diesem Ansatz die Entwicklung des deutschen Parlamentarismus seit 1848, so ist der Kampf für die jüdische Emanzipation ein fundamentaler Bestandteil der deutschen Demokratiegeschichte. Das Engagement für Emanzipation und Gleichberechtigung war Teil der Bürgerbewegung für die Grundrechte des deutschen Volkes. Somit führt die historische Betrachtung aus jüdischer Perspektive konsequent in die deutsche Geschichte hinein.
Daher ist Ziel des Förderprogramms, jüdisches Leben in Deutschland in seiner Ambivalenz zwischen Erfolg und Verfolgung als wichtigen Bestandteil der allgemeinen deutschen Geschichte und ihrer europäischen Bezüge für den Schulunterricht vermittelbar zu machen. Die Kommission zur Verbreitung der deutsch-jüdischen Geschichte im Unterricht hat eine „Orientierungshilfe für Lehrplan- und Schulbucharbeit sowie Lehrerbildung und Lehrerfortbildung“ herausgegeben. Projekte, die sich der deutsch-jüdischen Thematik widmen werden in einem jurierten Verfahren begutachtet.

Einzel- und Gruppeninitiativen sind aufgefordert, Impulse für den Perspektivwechsel in der Lehrerfortbildung und im Schulunterricht zu geben. Vom Leo Baeck Programm gefördert werden unter anderem Lehrerfortbildungsinitiativen, Akademien, Museen oder andere Bildungs- und Kultureinrichtungen, Geschichtswerkstätten, Schulen und Universitäten. Projektanträge können zweimal pro Kalenderjahr – zum 1. Mai sowie zum 1. Oktober – beim Leo Baeck Programm eingereicht werden.

Kontakt und Informationen:

Leo Baeck Programm – Lehrerfortbildung
c/o Jüdisches Museum Frankfurt
Dr. Christine Keck
Untermainkai 14-15
60311 Frankfurt am Main
Tel. +49(0)69/212-35843 (montags bis donnerstags 9.00 – 16.30 Uhr)
Fax +49(0)69/212-30705
E-Mail: lehrerfortbildung.lbi@stadt-frankfurt.de